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Auch in Tschirn ist gesperrt

Am Ende werden die Tschirner eine neue Ortsdurchfahrt haben. Derzeit wird an vielen Stellen gegraben, was zu Einschränkungen im täglichen Straßenverkehr führt. Foto: Michael Wunder
Am Ende werden die Tschirner eine neue Ortsdurchfahrt haben. Derzeit wird an vielen Stellen gegraben, was zu Einschränkungen im täglichen Straßenverkehr führt. Foto: Michael Wunder

von Michael Wunder

 

In Tschirn braucht man weiterhin Geduld. Nach einem Jahr Bauarbeiten in Wasser- und Kanalleitungen wird nunmehr die Kreisstraße angegangen. Vor allem die Anwohner müssen sich noch ein Jahr mit Einschränkungen zurechtfinden.

 

Der zuständige Abteilungsleiter vom Tiefbau am Landratsamt Gunter Dressel nannte als Baubeginn den 26. August. Er stellte den zahlreichen Besuchern die geplante Maßnahme in allen Einzelheiten vor, sagte jedoch, dass eine derartige Fahrbahnerneuerung mit Unterbau nicht ohne gewisse Einschränkungen möglich sei.

 

„Wir versuchen für die Anlieger alles Mögliche machbar zu machen“

Abteilungsleiter Gunter Dressel vom Landratsamt Kronach

 

Anfangs der Überlegungen hatte man noch mit einer neuen Asphaltschicht geliebäugelt, schnell sei aber klar geworden, dass es mehr Instandhaltungsbedarf gibt, und man habe mit der Regierung ein Förderprogramm vereinbart. Durch die von der Gemeinde durchgeführte Erneuerung des kompletten Wasser- und Abwassersystems wurde, wie vorhersehbar war, die Straße zusätzlich stark in Mitleidenschaft genommen. Ziel des Bauträgers sei es heuer im oberen Bereich fertig zu werden, dazu bedarf es einer Vollsperrung ohne Umleitungsstrecke. Es muss in jeden Einzelfall eine Abstimmung mit den Grundstücksbesitzern geben. Dressel appellierte an die Anwohner, dass diese bei Wünschen den Bauleiter der ausführenden Firma Strabag vor Ort ansprechen, damit Lösungen werden. Parallel werde der untere Bereich bis etwa zur Kirche provisorisch für den Winter hergerichtet und im kommenden Jahr ausgebaut. Nach Fertigstellung habe man eine sechs Meter breite Ortsdurchfahrt mit durchgängig sicherer Fußwegverbindung, welche dem Regelwerk entspricht. Für drei Bäume im Bereich der S-Kurve gebe es wahrscheinliche keine Zukunft, sagte er auf Anfrage. Wenn es von den Bürgern gewünscht wird, könne man jedoch an bestimmten Stellen wieder Bäume pflanzen. Ebenfalls auf Anfrage teile der Abteilungsleiter mit, dass die angrenzenden Straßen auf einer Länge von drei bis fünf Metern angepasst werden. Bürgermeister Peter Klinger (CSU) ergänzte, dass Bayernwerk die Dachständer zurückbaut und die Stromleitungen Erdverkabelt. Anders sehe es bei der Telekom aus, diese habe nicht reagiert. Man werde deshalb seitens der Gemeinde Leerrohre (Speed-Pipes) in den Gehsteigen verlegen, damit im Nachgang Glasfaserleitungen eingeblasen werden können. Die Bürger gaben zu bedenken, dass mit dem Ausbau die Geschwindigkeit des Schwerlastverkehr zunehmen wird. Man forderte deshalb vor allem im Bereich vor der S-Kurve Bergabwärts ein Tempolimit. Die Fahrbahn sei für die angesprochenen Bremsbelastungen ausgelegt, sagte Dressel. Bezüglich Tempo 30 könne man nichts versprechen, er nehme aber dem Wunsch der Bevölkerung auf. Kritisiert wurde auch, dass kürzlich viele Umleitungen in den Zeitungen angekündigt wurden, Tschirn jedoch außen vorgelassen wurde. Viele auswärtige Fahrzeuge, darunter auch Lastkraftwagen würden - trotz Sperrung - die Straße benutzen. Anwohner Michael Renk, der seit März aufgrund der gemeindlichen Baumaßnahme die Zufahrt zu seinem Wohnhaus nicht mehr nutzen kann, setzte der Gemeinde eine Frist bis 1. September. Anschließend werde er alle rechtlichen Register ziehen, sagte er.

 

Bürgermeister Peter Klinger sagte im allgemeinen Teil, dass man für die Wasserleitung 800.000 Euro, für das Kanalnetz rund eine Million Euro, für Gehsteige 240.000 Euro und für den Breitband 100.000 Euro investiert habe. Mit den insgesamt rund 2,2 Millionen habe man eine absolute Zukunftslösung erreicht. Ferner informierte der Bürgermeister, dass man das geplante Projekt Teuschnitzer Straße 4 aufgrund der immensen Mehrkosten nicht weiterverfolgt. Mit dem Amt für ländliche Entwicklung habe man nunmehr einen Abbruch, der ebenfalls gefördert wird, vereinbart. Man sei zuversichtlich, dass dies heuer noch möglich ist. Peter Hofmann kritisierte lautstark, dass man seitens der Gemeinde dabei 220.000 Euro in den Sand gesetzt habe, was voraussehbar war. Er sah dieses Projekt schon immer als „quatsch“ an, zumal mit den vorgesehenen Einnahmen dies nie wirtschaftlich betrieben hätte werden können.

 

„Es ist einfach Schwachsinn in so eine Bruchbude zu investieren“

Peter Hofmann zum Projekt Teuschnitzer Straße 4

 

Bürgermeister Peter Klinger entgegnete, dass viele Gemeinden die Kostenexplosion erlebt haben, die Gemeinde Tschirn schließlich die Reisleine gezogen hat.

 

Beim Spielplatz im Gemeindepark seien viele alte Spielgeräte nicht mehr funktionstüchtig und sicher gewesen. Man habe weit über 30.000 Euro für den Mehrwert der Kinder investiert. Der Bürgermeister kündigte eine würdige Einweihungsfeier an. Mit ähnlichem Kostenaufwand musste die Stützmauer im Waldweg erneuert werden. Günter Böhnlein kritisierte die Reaktion auf die Umfrage „Ihre Meinung ist gefragt“ im Gemeindeblatt. Viele weitere kleine, teils heftig vorgetragene Kritikpunkte ließen Bürgermeister Peter Klinger unbeeindruckt, zumal er ja mit Ende der Wahlperiode seinen Rücktritt erklärte.