Richard Dill beobachtete in seinem Dokumentarbericht aus dem Jahr 1957 eine ganze Woche lang einen Fußballverein im Frankenwald. Wie sie feiern, trinken, Karten spielen und trainieren. Und er beobachtet sie bei der Arbeit. Bei einigen Fußballern ist das allerdings nicht möglich, denn diese arbeiten in einem Schieferbruch im nahegelegenen Lehesten in der DDR, denn die DDR hatte damals einen Facharbeitermangel. Daher ist dieser Film über den Dorf-Fußball auch ein ganz herausragendes Zeitdokument. Es beginnt mit schönen Aufnahmen aus dem Jahr 1957 vom Kreisligaspiel Tschirn gegen Hirschfeld im Fränkischen – mit flotter Musik und durchhängenden Torlatten! Aber das ist nur der Beginn, Richard Dill beobachtete eine ganze Woche lang diesen Verein bzw. dessen Mitglieder und aktive Spieler. Sie feiern, sie trinken, sie spielen Karten und sie trainieren.
Der Schuster nagelt noch per Hand die Stollen in die Kickstiefel und die gegnerischen Spieler aus dem Nachbardorf werden zum Derby am Sonntag mit dem Traktor angekarrt: auf dem Anhänger sitzend und bereits siegesgewiss singend. Das ist alles herrlich zeittypisch auf Film gebannt und wäre ganz normal. Aber es gibt in diesem Film noch etwas, das ihn weit über einen normalen Dokumentarfilm zum Thema „Fußball auf dem Dorf“ hinaushebt. Ein Teil der Spieler arbeitet nämlich in einem Schieferbruch hinter dem nächstgelegenen Hügel. An sich nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend Deutschlands läge dieser Schieferbruch nicht in Lehesten im Thüringer Wald und damit in der DDR. Die DDR hatte damals einen Facharbeitermangel und importierte daher Fachkräfte für die Arbeit im Schieferbruch aus der BRD und bezahlte sie auch in Westmark.
Die Kamera durfte den Spielern im Bus nur bis zur Grenze folgen, dann mussten die Filmleute aussteigen und konnten den Bus nur mehr per Teleobjektiv einfangen. Dieses Phänomen war einmalig und dauerte bis zum Bau der Mauer im Jahr 1961. Einige der Westarbeiter wurden damals sogar für „vorbildliche Produktionsleistungen“ als „Aktivisten des Fünfjahrplans“ ausgezeichnet! (Text: ARD-alpha)